Das beste Hemd bügeln zur Vorbereitung auf’s anstehende Vorstellungsgespräch?
Nein, heute bereiten sich mehr als die Hälfte aller Bewerber durch einen Blick auf ein Arbeitgeberportal vor.
Hohe Entscheidungsrelevanz von Online-Bewertungen
Ganz vorne in Deutschland ist immer noch kununu, aber glassdoor holt gerade auf. Ein Grund dafür: dort wird beim Anlegen des Accounts sehr stark darauf hingewirkt, dass der neue Nutzer gleich selbst eine Arbeitgeberbewertung schreibt. Und auch stepstone, indeed und Google for Jobs liefern die 1-bis-5-Sternebewertung direkt neben der Stellenanzeige mit.
Solche Online-Bewertungen kennen wir schon länger aus anderen Bereichen, wie z.B. der Hotellerie. Das Urteil früherer Gäste verlagert den Entscheidungszeitpunkt der Nachfolgenden nach vorne. Schon bei der Recherche wird ausgesiebt. Diesen Effekt bekommen mittlerweile auch die Arbeitgeber zu spüren.
Was ich noch gar nicht wusste: kununu stammt aus der afrikanischen Sprache Suaheli und bedeutet „unbeschriebenes Blatt“ – sagt zumindest kununu über sich selbst. Durch die diversen Online-Bewertungsmöglichkeiten sind die Blätter der Unternehmen mittlerweile gar nicht mehr leer und weiß. Statistisch gesehen überwiegen erfreulicherweise die positiven Bewertungen. Im individuellen Fall kann das natürlich anders aussehen. So manche HR-Abteilung leidet sehr unter einer Serie von Negativ-Kommentaren, die Bewerber vergrault.
Wie reagiert man auf Negativ-Bewertungen?
Hier ein paar ganz schlechte Ideen:
- Hoffen, dass sich das Thema irgendwie von alleine erledigt.
- Selbst unter verschiedenen Nutzer-Logins eine Reihe von Positiv-Bewertungen posten.
- Positive Nutzer-Bewertungen kaufen.
- Per Arbeitgeberkommentar dagegenhalten, dass die Kritik völlig unberechtigt ist.
Wenig Aussicht auf Erfolg hat auch eine Bitte um Löschung. Kununu verlangt in einem solchen Fall eine Stellungnahme zur konkreten Textpassage mit einem Nachweis der Falschbehauptung. Wenn dieser Nachweis tatsächlich erbracht werden kann, wird nur die Passage gelöscht, nicht der ganze Beitrag. Sternebewertungen sind unveränderbar, weil sie subjektive Werturteile im Rahmen der Meinungsfreiheit darstellen.
Besser fürs Employer Branding ist ein aktives Bewertungs-Management. Das setzt in zwei Richtungen an:
1. Negative Bewertungen möglichst verständnisvoll kommentieren und dadurch abmildern
- Sich für das Feedback bedanken – auch für kritisches.
- Eventuell einzelnen Punkten zustimmen, wenn die Kritik berechtigt ist.
- Bereits unternommene Verbesserungsmaßnahmen kurz darstellen.
- Bei nicht nachvollziehbaren Passagen den Kommentator freundlich um Klärung in einem persönlichen Gespräch bitten. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies tatsächlich erfolgt, geht meiner Erfahrung nach aber gegen Null.
kununu bietet Arbeitgebern die Möglichkeit zur Stellungnahme kostenlos an. Für eine erweiterte Arbeitgeberdarstellung gibt es das Employer Branding Profil, dessen Preise sich nach der Firmengröße richten.
2. Positive Bewertungen anregen
- Intern die Wichtigkeit von Arbeitgeberbewertungen thematisieren und sich dankbar für positive Bewertungen zeigen.
- Ausscheidende loyale Mitarbeiter um eine Bewertung bitten, z.B. wenn diese aus privaten Gründen und „weinenden Auges“ kündigen.
- Bewerber um eine Bewertung bitten, wenn Sie ein Jobangebot ablehnen, dem Unternehmen aber positiv gegenüber stehen.
- Bei Bewerbern, die ein Jobangebot begeistert annehmen, die Nützlichkeit einer Bewertung erwähnen.
Mit etwas Fingerspitzengefühl und langem Atem wird sich der Bewertungsschnitt auf jeden Fall erhöhen.
Haben Sie noch weitere Vorschläge oder Erfahrungen? Dann teilen Sie diese doch gerne unten im Kommentar!
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